Die Fugen einer Stadt
// Der Dichter als Architekt: Er zeichnet den Stadtplan, auf seiner Karte sieht man den roten Faden, der durch Häuserschluchten, Gedankengassen, Erinnerungspfade führt; das lyrische Ich nimmt dich mit durch seine Stadt, baut sie mit dir auf: Stein für Stein, Gedicht hinter Gedicht, Bild für Bild, Vers an Vers; in dieser Stadt liegt seine Bilderwelt, eingerahmt vom Kopf, vom Buchumschlag. Und das Material, diese Fäden, die alle Seiten zusammenhalten, sind die Fugen einer Stadt.💀
Im Nebel kein Wort
// Hitze, kein Wind geht. Laut und hart klingt die Eisenspitze, wenn Dostya ihren Schirm aufsetzt. Und sie laufen ― im Rücken ein Bauerndorf im Dunst eines Nachmittags im Jahre des Herrn. Eine Welt ohne Krieg. Eine Welt ohne Maschinen, ohne Strom. Eine Frau und ein Mädchen auf der Suche nach den Steinen … Und ein Himmel voller Sterne.
Der Algorithmus des Meeres
// Und, was steht drin?, fragt Maro schließlich Eine der zwei Geschichten, erklärt die alte Lina: Ein Mann geht auf Reisen oder ein Fremder kommt in die Stadt. Ihr Stövchen, ein Teelicht; die Kanne dampft. Draußen rauscht die Flut über den Sand Jetzt sag schon … Junge trifft Mädchen? Licht gegen Schatten? Sie zwinkert, während sie eine Tasse aus dem Regal nimmt. Ach, du bist doof. Nein. Du hörst mir nicht zu!
Oubliette
// Das Böse als Liebesgedicht: Die Bilder hinter dem Text – kleine Miniaturen, jedes Wort gilt. Dann der Kerker, wo Innen und Außen, das Ich und die Welt, wie Seiten derselben Münze fallen. Winter, Frühling; und manchmal glitzert der Staub.Der Horror bist du selbst. 💀
Maschinenkinder
// Auf der Jagd! Nach Erinnerungen, die sie der Obhut digitaler Datenträger überlassen haben; nach den Resten ihres menschlichen Körpers; nach dem Kick, den man erlebt, wenn man den Tod eines anderen durchs Kabel miterlebt. All das suchen die Protagonisten dieser Geschichten in einem Labyrinth von miteinander verschalteten Maschinen, Leibern und Geistern. Die Ahnentafel dieser Wesen, die nur zum geringen Teil noch Menschen sind, ist weit verzweigt – jedes Einzelne von ihnen ist ein Maschinenkind.
Prothesengötter
Mit Prothesengötter legt der zweifach für den Deutschen Science Fiction Preis nominierte Autor die erste Sammlung seiner Kurzgeschichten vor. Wortgewaltig im Stil, temporeich im Rhythmus verschwendet Frank Hebben keine Zeit, den Leser erst schonend an seine düsteren, apokalyptischen Welten heranzuführen – er wird hineingeschleudert in die dampfenden Maschinenstädte, die industriellen Molochs, wo Halbgötter ihre silbernen Schwingen ausbreiten und fliegen, nur um noch tiefer zu fallen. 💀